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August 2008

Griechenland – Reise in die Vergangenheit

Die Reise durch Griechenland war geprägt von Fahrrad fahren, Strände geniessen und Eintauchen in vergangene Kulturen und antiken Sehenswürdigkeiten anschauen. Dies alles in einer absolut traumhaften Landschaft, seien dies die Inseln, die Berge im Landesinneren oder die einmaligen Küstenabschnitte.

Von der Türkei aus ging’s per Fähre zuerst nach Rhodos, dann zur absoluten Trauminsel Santorini und weiter nach Piräus, dem riesigen Hafen von Athen. Rhodos Stadt besitzt eine wunderschöne verschlafene Altstadt mit kleinen Gassen, ruhigen Tavernen, interessanten Kirchen und einer kleinen Moschee. Selbstverständlich wie überall findet man auch die obligatorischen Souvenirläden und Touristenfallen (überteuerte Restaurants mit mässigem Essen) aber sie lassen sich leicht umgehen. Erkunden lassen sich diese Inseln am Besten mit einem gemieteten Scooter und so entdecken wir wunderschöne Klippen, Wälder und Berge. Leider auch die enormen Schäden des Waldbrandes der erst kürzlich grosse Waldflächen auf Rhodos niedergebrannt hat. Auf Santorini kommt man aus dem Staunen kaum heraus. All die fast kitschig weissen Häuser mit den Terassen und blauen Dächern…. Wie aus dem Bilderbuch.

Nach erholsamen Tagen geht’s dann auf dem Festland weiter von Athen aus an den schon jetzt leicht verfallenen Anlagen und Stadien der Olympiade 2004 in Richtung Marathon. Dort entdecken wir das alte Stadion wo 2004 der olympische Marathon-Start war und auf der Originalstrecke nach Athen führte. Gemäss geschichtlicher Überlieferung besiegte 490 v Christus eine Armee von 9000 Griechen und 1000 Platäern in der Schlacht von Marathon die bis dahin als unbesiegbar geltende 25'000 Mann starke persische Armee. Ein Meldeläufer rannte mit dieser Nachricht eben diese 42km lange Strecke nach Athen und konnte gerade noch rufen „Enikesame! (Wir haben gesiegt), bevor er tot zusammenbrach. Dies war der erste Marathon der Geschichte.
Auf eben dieser Strecke (wir folgten der blauen Linie des Olympiamarathon) erreichten wir in neuer Weltrekordzeit von 1h 55min (ok ok… mit dem Fahrrad und einer Kaffeepause bei Halbmarathondistanz….smile) Athen und besuchten dort in den folgenden Tagen all die antiken Höhepunkte wie Akropolis, Zeus-Tempel, antike Märkte, usw….
Weiter geht’s nun wieder alleine auf den Peloponnes. Der imposante Kanal von Korinth, das riesige Amphitheater von Epidavros, das romantische Städtchen Nafploi und die antiken Anlagen in Olympia waren sicherlich die Höhepunkte der Fahrt durch das hügelige und meist bewaldete Gebiet auf dieser schönen Halbinsel.
Nächstes Ziel war Delphi. Die Anlagen sind sehr gut erhalten und darum auch für einen Laien wie mich schön anzuschauen. Ein grosses Stadion, Schatzhäuser, einem Amphitheater, einer gut erhaltenen Stadt mit grossem Apollon-Tempel und einem gut illustriertes Museum machen den Besuch dieser Stätte zu einem Erlebnis. Früher suchten viele Leute Rat beim so genannten Orakel von Delphi, den Priesterinnen des Tempels. Nach einer gewissen Zeit wurde bei diesen Priesterinnen ein Mindestalter von 50 Jahren eingeführt da die jungen hübschen Priesterinnen oft mit den ratsuchenden Pilgern durchbrannten ?


Ein bisschen Abwechslung in meinen sportlichen Alltag brachte die Wanderung auf den Olymp (2918m), den Sitz der Götter. Leider war’s ziemlich neblig und ich sah weder die Götter noch die anscheinend wunderschöne Aussicht.
Auf dem Weg von der Ost- zur Westküste besuchte ich die imposanten Meteora-Klöster. Diese Klöster waren in früherer Zeit Zufluchtsstätten vor kriegerischen Völkern und sechs davon sind heute noch durch Mönche und Nonnen bewohnt. Zusammen mit der bizarren Sandsteinlandschaft sicherlich ein weiterer Höhepunkt meiner Griechenland-Etappe.
Als Ausklang und zugleich Erholungsphase verbrachte ich eine Woche auf der nördlichsten Insel der Westküste, Korfu. Eine hügelige, dicht bewaldete Insel mit kleinen Dörfchen, sandigen und felsigen Stränden und wunderschönem türkisfarbenem Wasser.


Juli 2008

Türkei – Land der Gegensätze

An der Grenze in Esendere schaut mich der türkische Zollbeamte an. Sagt nichts … nimmt meinen Pass … sieht dass ich Schweizer bin … schaut mich wieder an … Dann sagt er was … „Turkiye 2, Switzerland 1“ … Ich grinse ihn an, weil ich ja weiss dass an der Fussball-Europameisterschaft die Türkei gegen die Schweiz mit 2:1 gewonnen hat. Das bekomme ich noch sehr oft zu hören, ebenso die Tatsache dass das einzige Tor der Schweizer durch Hakan Yakin erzielt wurde

Nach der irakischen Grenze fahre ich durch Ost-Anatolien, rein kurdisches Gebiet. Ich erlebe die Landschaft als ausgesprochen grün und fruchtbar. Oft führt die Strasse durch tiefe Schluchten mit wilden, steilen Felshängen. Die Kurden stehen in Ihrer Gastfreundschaft den Iranern in nichts nach. Überall werde ich freundlich empfangen, bewirtet und mit Informationen über die politische Lage versorgt. Auch von den vielen Passkontrollen die von der türkischen Armee in ungewohnt arroganter und unfreundlicher Art und Weise durchgeführt werden, lassen ich mir die gute Laune nicht verderben und kraksle (allerdings illegal) einen kleinen Berghang hinauf um dann für 5 Minuten auf irakischem Territorium zu stehen … smile …

Die anstrengenden, mit vielen Steigungen bestückten 100km-Etappen führen mich durch ganz Kurdistan (Sirnak, Shirt, Batman) nach Diyarbakir. Dort schaue ich mit vielen Einwohnern den Match Türkei-Deutschland der für die türkische Mannschaft in der letzten Minute unglücklich verloren ging. Schade für die Stimmung in der Stadt. Weiter geht’s die nächsten paar Tage auf der normalen Transit-Strasse nach Kayseri.
Mit der fast üblichen Verspätung landet Moni und mit ihr ihr Trekking-Velo, 2 volle Velotaschen und ein paar Luxusartikel wie Landjäger und Knoblauchsalz. Wir werden den Rest der Türkei und einen Teil Griechenlands bis nach Athen wieder zu zweit unterwegs sein. In Kayseri schauen wir uns die Mosche an, bauen nach einem typisch türkischen Frühstück mit Tee, Gurken, Tomaten, Oliven und Schafskäse das zweite Velo zusammen und brechen am Nachmittag Richtung Kapadokien, Göreme auf. Die Gegend besteht aus Kalksteinfelsen und ist berühmt für Felsengräber und ehemalige Höhlenwohnungen. Wir schlagen unser Zelt auf dem lokalen Camping auf, nachdem wir die steile Strasse entlang der Kalksteinfelsen mit letztem Einsatz hochgekrochen sind. Die Lage unter Aprikosen- und Kirschbäumen ist herrlich und bietet eine tolle Aussicht auf die Weinreben. Das erste Mal seit eit Kathmandu gibt’s eine Flasche Wein zum Znacht… herrlich... Am nächsten Tag besichtigen wir die Gräber, geniessen einen Ruhetag und brechen dann Richtung Süden und Mittelmeerküste auf.

Die Landschaft ist herrlich abwechslungsreich und wir geniessen die Kilometer. Nach den langen trockenen Strecken in Pakistan und dem Iran freue ich mich riesig über die verschiedenen Wälder, das grün am Wegrand und die Abwechslung. Wir zelten wild und kommen in den Genuss herzlicher türkischer Gastfreundschaft. Seien es Trauben am Wegrand, Tee, Dürüm vom Familienpicknick oder einen Teller von ihrem Nachtessen. Auch in diesem Teil der Türkei sind die Menschen gegenüber Reisenden sehr gastfreundlich. In einem Restaurant haben wir Tee und Fladenbrot bestellt und wir mussten nicht nur nichts bezahlen, die Kellner haben uns sogar noch von ihrem Nachtessen angeboten.

Endlich erreichen wir die Küste und das Meer. Die Annahme nun seien die Höhenmeter vorbei ist allerdings ein gewaltiger Irrtum. Die Strassen in der Türkei sind ohne Kurven direkt den Hang hinauf gebaut und wir quälen uns in den kommenden Tagen von einem Hügel zum Nächsten. Die Zahl der Höhenmeter am Abend ist vergleichbar mit jenen in Tibet. In Kizkalesi staunen wir über die riesige Burg mitten im Wasser. Leider ist ausser der Ruine nicht mehr viel zu sehen und so verzichten wir darauf hinauszuschwimmen. Unterwegs treffen wir immer wieder auf Bauruinen von Feriensiedlungen und in einer Bucht mit einer fertiggebauten Siedlung erfahren wir auch warum. Wir treffen dort auf Türkisch-Deutsche Rentner. Sie haben wie viele Türken jahrelang in Deutschland oder auch der Schweiz gearbeitet und sich danach ein kleines Apartment in einer dieser Siedlungen gekauft. Nach dem Kauf hat es aber noch10 Jahre gedauert, bis endlich die Bauarbeiten fertig waren.

Nach Alanya wird die Küste flach und gleichzeitig schlägt uns der Tourismus entgegen (mit zunehmendem Tourismus nimmt die Freundlichkeit ab). Wir haben am Anfang Mühe, wundern uns über die viel höheren Preise und die All Inclusive Urlauber. In Manavgat auf dem Camping Nostalgie finden wir ein herrliches Stückchen Erde mit noch fast leerem Strand. Vreni ist vor mehreren Jahren aus der Schweiz aufgewandert und betreibt diesen wirklich herzigen Campingplatz. Wir beschliessen hier einige Tage zu bleiben und ich freue mich auf eine velosattelfreie Zeit. Wieder unterwegs, erleben wir die Türkei nochmals wunderschön. Herrliche Landschaften, wenig Verkehr und kulinarisch gibt’s von Köfte (Fleischbällchen) über Börek bis Kebab’s in allen Varianten alles. Die Strassen sind immer noch steil, aber die Küste entschädigt für alles. Nach den russischen Touristenorten kommt das herzige, von Briten dominiertes Ferienörtchen Kalkan und dann geht’s Richtung Saklikent Canyon. Auch wir machen uns mit Sandalen und Badezeug auf, den Canyon zu erwandern. Streckenweise ist der Canyon so eng, dass man den Himmel nicht mehr sieht. Trotzdem, die Luft wird nicht knapp und wir haben unseren Spass unter den Felsen durchzukriechen und über sie runterzurutschen. Dienstag Abends erreichen wir Fethyie und nach einem Tag warten (die Fähre fährt täglich ausser am Mittwoch) fahren wir mit der Flying Poseidon in nur 90 Minuten nach Rhodos.

Iran – orientalisches Märchenland

Meine grosse Freude endlich im Iran zu sein (habe im Vorfeld sehr viel Positives über das Reisen in diesem wunderschönen Land gehört) wurde an der Grenze arg getrübt. Die Polizei erlaubt mir unter keinen Umständen die Strecke bis Bam per Fahrrad zurückzulegen. Dies da vor wenigen Monaten ein japanischer Tourist von den zahlreich vorhandenen Drogenschmugglern gekidnappt und bis jetzt nicht freigelassen wurde. So bleibt mir nichts anderes übrig, als auf der Ladefläche bis Bam zu fahren (inkl. Verfolgungsjagd von Benzin-Schmugglern). Bam selber wurde ja am 27. Dezember 2003 vollständig durch ein schreckliches Erdbeben (6.8 auf der Richter-Skala) zerstört. Die Spuren sind immer noch überall sichtbar. Eine Besichtigung (mit Polizeischutz) der ehemals wunderschönen Arg-e-Bam-Zitadelle (wird wieder vollständig aufgebaut) stimmt einem traurig. So viel wurde in Sekunden zerstört und über 26’000 Menschen starben in den Trümmern. Trotzdem ist es eindrücklich die alten Lehmbauten zu sehen und ich hoffe der Aufbau gelingt.

Weiter geht’s immer der Transitstrasse nach zuerst nach Mahan (Besichtigung der Gohar-Shad-Moschee und eines Mausoleums), Kerman nach Yazd, märchenhaften Stadt zwischen den Wüsten Dasht-e-Kavir und Dasht-e-Lut. Die 1800 Jahre alte Altstadt von Yazd (eine der ältesten Städte der Erde) ist ein UNESCO-Weltkulturerbe und eins der Highlights in Iran. Die vielen Gässchen, Badgirs (diese Windtürme dienen der Kühlung von Vorräten und des Trinkwassers), Bazars, Moscheen…. Ein einmaliges Erlebnis einfach durchzuschlendern und teilweise wie ein kleines Kind einfach nur zu staunen. Der Aufenthalt in Yadz wird verlängert und ich geniesse jede Minute in vollen Zügen.

Auf geht’s zum nächsten Höhepunkt, der einst schönsten Stadt der Welt, Esfahan. Die Landschaft ist wie bis anhin in Iran wüstenhaft, trocken und relativ eintönig. Die Strassen gut ausgebaut und der Verkehr erträglich. Eine Gegebenheit ist allerdings neu. Ich werde oft von Autofahrern angehalten (am Freitag ist’s ganz besonders häufig) die mal nur plaudern möchten, mich meist aber mit Früchten, Reis, Tee, Brot, Cola, Tomaten, Datteln, Feigen, Knoblauch-Yoghurt usw beschenken. An Marktständen und in kleinen Restaurants darf ich meine Einkäufe meist nicht bezahlen. Die Leute sind dermassen gastfreundlich dass es mir oft fast unangenehm ist. Allerdings ist diese Gastfreundlichkeit echt und kommt von Herzen. Übernachten kann ich meist gratis (kleine freiwillige Spende) in Moscheen. Ich revanchiere mich mit Bonbons und Erzählungen von meiner Reise. Ich habe die iranischen Menschen als offene, herzliche und vor allem sehr hilfsbereite und gastfreundliche Leute kenne und schätzen gelernt. Und dies alles in einem Ausmass wie ich es auf meinen zahlreichen Reisen noch nie nur annähernd erlebt habe.

Esfahan, Stadt der Gärten, Brücken, Moscheen, Paläste und wunderschönen Alleen. Beschreiben kann man diese Stadt nicht, man muss sie besuchen. Das tollste und eindrücklichste Gebäude ist die blaue Imam-Moschee. Sie gilt als eine der schönsten Moscheen weltweit und ist in ihrer Grösse und Pracht fast nicht zu erfassen. Zahlreiche Gebäude, ein riesiger Park und verschiedene kleine Seen ergeben ein Gesamtbild, das seit dem 16. Jahrhundert die Leute in Staunen versetzt. Spannend ist auch der Besuch des armenischen Viertels (Jolfa) mit der eindrücklichen Vank-Kathedrale und des angrenzenden Museums mit den mehr als 700 handgeschriebenen Büchern.
Ebenfalls gibt es in Esfahan eine Zweigstelle des DHL-Paketservice. Und was erwartet mich da? Ein Paket mit Ersatzteilen für mein Fahrrad die auf Grund eines kleineren Zwischenfalls in Pakistan dringend benötigt wurden. Ein einziges Telefon an meinen Ansprechspartner in Sachen Velo (Swissfunrent aus Oppligen; www.swissfunrent.com) und Tinu hat mir die Ersatzteile organisiert und in Zusammenarbeit mit Koga Miyata aus Holland in den Iran geschickt. Tinu verspricht nicht nur sensationellen Service, er bietet ihn auch! Merci vielmal.

Mount Davamand (5671m)

In Teheran angekommen mache ich mich sofort auf, den höchsten Berg (ein fast erloschener Vulkan) dieses Teils der Erde zu besteigen. Irgendwie möchte ich trotz mehrmaligen Warnungen und Ermahnungen (Der Vulkan ist technisch nicht schwierig, aber die Strapazen seien enorm) die Besteigung ohne Träger und Führer machen. Frühmorgens mache ich mich per Autostop auf den Weg ins kleine Dorf Reyneh und marschiere von da aus zuerst zur Gusfand Sara-Moschee (3200m) und dann gleich weiter ins Basislager Bardah-e-Sevvom (4150m). Nach 2350 marschierten Höhenmetern koche ich mir Pasta mit Tomatensauce und schlafe wie ein Murmeltier. Morgens im 5:00 Uhr ist Tagwach um dann um 6:00 Uhr loszugehen. Doch es ist ein bisschen Schnee gefallen und der Berg ist wolkenverhangen. So warte ich 1,5h bis das Wetter besser wird und gehe los. Nach 10 Minuten überlege ich mir ernsthaft umzukehren. Vor mir im Schnee sehe ich ganz frische Fussspuren eines Schwarzbärs…. Weiter geht’s über ein Schneefeld und dann über mehrere enorm steile Geröllfelder und Gräte hinauf in Richtung Gipfel. 100m vor dem Gipfel fauchen Schwefeldämpfe aus einem metergrossen Loch. Links daran vorbei erreiche ich glücklich aber müde die Spitze und geniesse die Aussicht auf den Krater und die Umgebung. Einer der schönsten Momente meines Lebens…

Nach einem Tag Teheran-Besichtung und Muskelkater auskurieren fahre ich weiter. Zuerst in Richtung Norden ans schwarze Meer nach Bandar Anzali und dann durch die Berge des nord-westlichen Irans nach Tabriz. Die Landschaft mit den vielen Wäldern und Wiesen ist nach den tausenden Kilometer durch wüstenhafte Regionen eine reine Wohltat. Berge bedeute Höhenmeter, doch angesichts der angenehmen Temperaturen nehme ich dies gerne in Kauf. Von Tabris weiter an den Lake Orumiyeh, einen riesigen Salzsee, und dann hinauf nach Serou an die türkische Grenze. Iran verabschiedet mich mit saftigen Steigungen und Gegenwind. :-)

All die Iran-Reisenden die ich vorher getroffen habe, schwärmten von diesem Land und ich kam mit hohen Erwartungen. Diese wurden durch meine Erlebnisse bei Weitem übertroffen und die 4 Wochen im Iran zählen klar zu den Schönsten meiner ganzen Reise.

Mai 2008

Pakistan – eine spannende Erfahrung mit heissen Temperaturen



Esel-Transport mit dazugehörigem Futter

Das offizielle Projekt „cycle for water 2008“, sprich die Fahrt mit dem Velo von Indien zurück in die Schweiz, beginnt in Delhi.
Nachdem Moni aus Delhi zurück in die Schweiz geflogen ist, um wieder ihrer Arbeit nachzugehen, fahre ich zuerst nordwärts in Richtung Daramsala / Mc Leod Ganj, dem Sitz der Exilregierung Tibets und Wohnort des Dalai Lama. Dies ist ein Touristenzentrum mit vielen Restaurants, Souvenirshops und „German Bakery’s“ vergleichbar mit Kathmandu. Überall wird auf die missliche Lage der Tibeter im eigenen Land unter der Herrschaft Chinas aufmerksam gemacht. Sicherlich ist das Verhalten der Chinesen in Tibet nicht gutzuheissen und scharf zu verurteilen, aber in den letzten Unruhen im März, scheinen auf Grund von Augenzeugen-Berichten die tibetische Bevölkerung die Aggressoren gewesen zu sein. Auch scheint die westliche Presse sich gegen China verschworen zu haben, sind doch auf den grauslichen Fotos westlicher Zeitungen oftmals nepalesische Polizisten und sogar indische Soldaten zu sehen. Also völlig falsche Fotos… So, fertig politisiert!
Nachdem ich einige Tage die frische Luft in der Bergregion und die schöne Landschaft auf kurzen Wanderungen genossen habe, geht es weiter nach Amritsar, Grenzstadt zu Pakistan und heiligster Ort der Sikhs-Religion.
Im Vergleich zu Bodh Gaya (Ort Buddha’s Erleuchtung), Varanasi (heiligste Stadt der Hindu’s) oder Lhasa (Zentrum des tibetischen Buddhismus), fällt Amritsar mit seinem goldenen Tempel inmitten eines künstlichen Sees keineswegs ab und die Stimmung, vor allem Abends, ist spirituell und schlicht wunderschön und ergreifend. Das gemeinsame Gebet hunderter Sikhs rund um den See ist eindrücklich und berührt mich sehr.

Der Grenzübertritt nach Pakistan gestaltet sich einfacher als ich gedacht habe. Die kurze Fahrt nach Lahore zeigt erste Unterschiede zu Indien. Der Verkehr ist geordneter, ruhiger und die Verkehrspolizei sorgt für Recht und Ordnung. Die Menschen zeigen ehrliche Freude und sind sehr hilfsbereit. In Lahore besichtige ich die wunderschöne Moschee, den Bazar und das alte Fort und brenne darauf, aufzubrechen und Pakistan mit dem Velo zu bereisen.
Drei Wochen fahre ich mit dem Velo durch Pakistan (Lahore-Multan-Sukkur-Quetta-Taftan). Die Landschaft ist eher karg, wüsten- und savannenähnlich und die Temperaturen vor allem in den Wüstenregionen Baluchistans und der Region um Sibi sehr hoch. Als die Temperatur 54 Grad erreichte versagte mein Thermometer und ist seither nicht mehr zu gebrauchen. Der Wasserverbrauch meinerseits steigt in dieser Zeit auf bis zu 8 Liter pro Tag. Ab Multan hatte ich für die nächsten ca. 1'000 km eine Polizeieskorte, was bedeutet, dass ein Fahrzeug (Pickup, Jeep oder Bus) mit bis zu 8 bewaffneten Polizisten mich tagsüber in einem Abstand von 50 m begleiteten. Dies erweist sich auf die Dauer als recht mühsam. Mittagessen, Wasser kaufen, sich mit Pakistanis unterhalten ist mit bewaffneter Polizei im Schlepptau (Distanz nie mehr als 2 Meter !!!) ziemlich nervig… Aber was soll’s, sie bemühen sich, sind freundlich und machen alles damit den Touristen ja nichts passiert. Zwischen Lahore und Multan (hier noch ohne Eskorte) hält mich ein Streifenwagen an und schenkt mir eine 2-Liter Flasche Sprite mit der Bemerkung trinken sei sehr wichtig. Weiss nicht ob mir das in der Schweiz auch passieren würde :-). Oft übernachte ich in oder auf dem Dach eines Polizeipostens und die Beamten versorgen mich mit kalten Getränken und Essen soviel ich will. Als Gegenleistung erzähle ich von meiner Reise, dem Leben in der Schweiz und zeige Fotos auf meinem Laptop.

Die letzten 600 km durch die baluchistanische Wüste, entlang der afghanischen Grenze, machen mir arg zu schaffen. Flimmernde Hitze, fehlende Siedlungen, keine kühlen Getränke und die Einsamkeit schlagen auf die Moral. Auch Anastasia und Polo Hofer aus meinem MP3-Player vermögen diesen Zustand nur leicht zu verbessern und ich bin froh als ich am 21.5.2008 endlich die iranische Grenze erreiche. Mit Schrecken stelle ich jedoch fest, dass mein Visum ist erst ab dem 1. Juni gültig ist. Die iranischen Zöllner kennen kein Erbarmen und ich muss mit dem Nachtbus zurück nach Quetta (700 km), dort einen Stempel des Konsulats holen und mit demselben Nachtbus wieder an die Grenze. Dann klappt alles wunderbar und ich stehe im Iran.

Von allen Seiten wurde mir ein Besuch Pakistans abgeraten. Dies vor allem wegen der Gefahren des Terrorismus. Auf derer gesamten Reise musste ich feststellen, dass dies unbegründete Vorurteile sind und Pakistan durchaus eine Reise wert ist. Ich fühlte mich nie in irgendeiner Weise unsicher, im Gegenteil, die allgegenwärtige Polizeieskorte erwies sich ab und zu als ziemlich lästig. Die Bevölkerung ist uns „Westlern“ näher, das heisst sie bringt anderen Leuten gebührenden Respekt entgegen und kennt das gleiche Distanzgefühl wie wir. Eine wirkliche Wohltat nach dem doch manchmal sehr mühsamen und respektlosen Benehmen vieler Inder…

(Kilometerstand an der iranischen Grenze: 4500km)

 

Samstag, 26.04.2008

Offizieller Start in Delhli

März und April 2008

Annapurna Trek - Heisse Schokolade auf 5414 müM

Der Annanpurna Trek gilt als einer der abwechslungsreichsten Treks. Er startet auf einer Höhe von unter 1000 müM und der höchste Punkt, der Thorung La Pass liegt auf 5416 müM liegt. Die Landschaft wechselt von üppigem Wald, Feldern und Büschen hin zu kargen Berglandschaften bis hin zu Schneefeldern. Die Route ist auch sehr gut besucht, trotzdem stellen wir fest, dass man die Natur und vor allem die Berge gut geniessen kann. Es sind keine Massenkarawanen unterwegs. Viele Touristen haben einen Guide und/oder Trägern dabei. Wir sind auf eigene Faust unterwegs und haben auch nur wenig Gepäck dabei (die Rucksäcke waren doch nicht so gross). Unsere grösste Sorge sind jedoch die Schuhe, wir haben nur leichte Trekkingschuhe dabei und keine knöchelhohen Wanderschuhe.... man soll stets optimistisch bleiben. Die erste Etappe führt uns nach Bahundanda wo wir in einem netten Guest House übernachten. Die Infrastruktur auf dem Trek ist gut, in jedem Dorf gibt es einfache Übernachtungsmöglichkeiten, in 2er oder Mehrbettzimmern. Die Wanderzeiten und Distanzen von Ort zu Ort sowie die Höhenmeter sind auf unserer Karte detailliert eingezeichnet und so lässt sich jeder Tag problemlos individuell planen.

Wir wollen eher etwas zügiger vorwärtskommen und so haben wir uns für den zweiten Tag eine grössere Etappe vorgenommen, was wunderbar klappt, bis wir kurz vor Mittag an eine Wegsperre kommen. Hier wird der Hang gesprengt und das heisst warten. Es werden immer mehr Wanderer und wir warten geduldig während fast 1.5 Stunden bis die Sprengung vorbei ist. Endlich können wir aufbrechen. Allerdings ist es gar nicht einfach über die frischgesprengten Felsbrocken mit ihren spitzen Kanten zu klettern. Vom Weg ist nichts mehr zu sehen. Trotzdem schaffen wir es wie geplant nach Tal, unserem heutigen Tagesziel. Die Lodge ist noch hübscher als am Abend zuvor und die Leute die heute hier übernachten sind wirklich toll. Wir treffen George und Joe, beides Professoren aus den USA, der ältere ist Professor für Tibetischen Buddismus, der jüngere Professor der Philosophie und angefressener Bikerennfahrer. Wir unterhalten uns herrlich und die zwei sind um keinen Spruch verlegen und bald unterhalten sie den ganzen Raum.

Nach Müesli mit Milch und Apfelstückchen (Standardtrekerfrühstück) brechen wir auf und wandern an diesem Tag bis Chame, das sind zwei volle Tagesetappen an einem Tag. Auslöser dieses Gewaltsmarsches war, dass wir Mitte Nachmittag George und Joe wiedergetroffen haben und als alle vier die Lodge im Ort als nicht schön gemütlich eingestuft haben, beschlossen wir weiterzugehen. Es hat sich gelohnt und nach ca. 8 Stunden Wanderzeit finden wir in Chame eine gute Lodge. Der Abend wird gemütlich und das Essen ist superfein. Wir beschliessen die kommenden Tage zusammen zu wandern und erreichen am nächsten Tag Pisang. Hier sind wir schon auf einer Höhe von 3200 Meter. Die Gruppe ist noch etwas grösser geworden und die Lodge ausgebucht. Der Ausflug zum Kloster mit George ist spannend und abends fallen wir müde ins Bett. Am nächsten Morgen allerdings staunen wir nicht schlecht, als gute 20 cm Neuschnee liegen. Mist, dafür sind unsere Trekkingschuhe nicht wirklich gemacht. Wir beschliessen zu warten und erst loszugehen, wenn der Weg schon von den Vorgängern etwas "gepfadet" ist. Zwei Stunden später brechen wir auf und wider erwarten kommen wir gut vorwärts. Der Schnee schmilzt sobald die Sonne sich zeigt und die anderen Wanderer haben das ihre dazu beigetragen, dass wir nicht allzunasse Füsse bekommen.

Ohne Probleme treffen wir in Manang, dem Hauptort des Tals ein. In all diesen Dörfern gibt es keine Strasse und alles was sie haben, wir entweder von Menschen oder Maultieren hergetragen. Die Einwohner hier im Hauptort sind aber alles andere als arm. Die alteingesessenen Dorfbewohner sind inzwischen gutbetuchte Handelsfamilien. Ihnen wurde vom König die Steuer und die Zölle erlassen, als sie in dieser abgelegenen Gegend anfingen Handelswege von Tibet nach Nepal und weiter nach Indien aufzubauen. Heute sagt man handeln sie in Singapur, Hong Kong, New York etc. Ihnen gehören auch die vielen Lodges und Unterkünfte für die Touristen hier im Ort. Wir beziehen im Yeti Haus unser Quartier und haben ein herrliches Zimmer. Allerdings sind die Zimmer und Aufenthaltsräume auf dieser Höhe nicht mehr so warm und vor allem zügig. Wir sind doch schon auf 3500müM. Der Abend ist gemütlich und zur Höhenakklimatisation bleiben wir auch noch den nächsten Tag hier im Ort. Highlight sind die verschiedenen Bäckereien mit ihren Apfelstrudel, Schokoladenkuchen und Nussstangen. Mmmmmh J

Es wird heftig diskutiert, wieviele Höhenmeter denn am nächsten Tag gewandert werden können um nicht zu schnell zu steigen und so möglichst gut vorbereitet zu sein um den Thorung La Pass zu schaffen. Die Meinungen gehen auseinander. Bis ins Base Camp auf 4500müM ist es nicht weit, trotzdem wollen die Guides die Höhenmeter auf zwei Tage verteilen. Wir beschliessen uns somit von unserer Gruppe zu verabschieden und gehen am nächsten Tag zu zweit bis ins Base Camp, was problemlos klappt. Wir steigen noch einige Meter weiter hinauf und kommen wieder zurück, was für eine optimale Akklimatisation und um schlafen zu können empfohlen wird. Wir bereiten alles für den Gipfelsturmtag vor und beschliessen um 5 Uhr morgens loszugehen und rechnen so, genügend Zeit zu haben um aufzusteigen. Am Abend im Base Camp sind viele verschiedenen Gesichter zu sehen. Die einen wirken wirklich gar nicht fit und die Höhe macht ihnen zu schaffen. Andere haben es bereits versucht und sind wieder umgekehrt, teilweise fast weiss im Gesicht und mit Dehydrierungsproblemen... es ist eben doch kein Spaziergang. Zum Glück gibt es hier freiwillige Ärzte, die sich um die völlig ausgepumpten Trekker kümmern und im Notfall sogar zu Pferd mit ihnen ins Tal absteigen. Wir fühlen uns nachwievor wohl, essen etwas und trinken vor allem viel (der Tee kostet inzwischen ein Vermögen, aber er hält warm und der Körper braucht die Flüssigkeit). Bald gehen wir schlafen.

Viele gehen mitten in der Nacht los und so überholen wir beim Aufstieg eine Gruppe nach der anderen, als wir "erst" um 5 Uhr aufbrechen. Überraschend schnell erreichen wir das High Camp auf 4900m und machen hier einen Teehalt. Danach gehts weiter Richtung Pass und auch hier liegt Schnee. Allerdings ist der Pfad so ausgetreten, dass es auch für uns kein Problem ist. Wir haben uns in Manang je einen Holzstab als Wanderstock gekauft, welcher jetzt wertvolle Dienste leistet. Eigentlich sollte der Aufstieg 5 Stunden dauern, doch nach 3 Stunden stehen wir oben. Das Gefühl ist gewaltig. Schon in den vergangenen Tag haben wir immer wieder herrliche Blicke auf die verschiedenen Annapurnas genossen, doch hier oben zu sthen ist ein überwältigendes Gefühl. Schon mit etwas Stolz machen wir Fotos mit der Gipfeltafel und kaufen dem etwas verrückten Nepali, der hier oben heisse Schokolade verkauft (er steigt jeden Tag hierher auf mit seinen Lebensmitteln und betreibt das höchste Teehaus der Welt) eine ab. Danach gehts runter Richtung Muktinath. So schnell wir oben waren umso mehr Zeit verlieren wir beim Abstieg. Die Schneefelder abwärts sind mit unseren Schuhen extrem rutschig. Trotzdem erreichen wir wie geplant Muktinath. Es ist kein hübscher Ort und entsprechend sieht auch unser Zimmer und unsere Lodge aus. Wir sind froh, dass wir am nächsten Tag Jomsom, unseren Zielort erreichen werden.

Die letzte Etappe ist nicht allzu lang und so gehen wir relativ spät los. Ein gewaltiger Fehler, welchen wir nach dem späten Frühstück einen Ort weiter feststellen. Das Tal auswärts ist wie ein gewaltiger Windkanal und nach 11 Uhr Vormittags fängt dieser mit solcher Wucht an zu blasen, dass man manchmal Mühe hat überhaupt stehenzubleiben. Wir kämpfen uns tapfer durch die letzten Kilometer und ich bin froh um jeden Windschatten den ich kriegen kann.

In Jomsom suchen wir als erstes das Büro der Fluggesellschaft auf und hoffen noch einen Sitzplatz für den nächsten Morgen zu ergattern, denn auch hier gilt, wenns windet wird nicht geflogen. Es klappt. Glücklich mit den Tickets in der Hand suchen wir Quartier für die Nacht. Das Zimmer ist toll, aber zum Essen entdecken wir eine viel besser Adresse. Der Schokoladenkuchen am Nachmittag überzeugt uns sosehr, dass wir auch gleich für den Abend reservieren und zur Feier des Tages Yaksteak bestellen, die Spezialität des Hauses. Es hat sich gelohnt. Müde und glücklich über die erfolgreiche Tour fallen wir ins Bett.

Der Flug am nächsten Morgen ist ebenfalls ein Erlebnis. Die Maschine kommt mit etwas Verspätung, dreht und mit laufenden Motor werden die Rucksäcke verladen und die 14 Passagiere steigen ein, dann gehts zur Startbahn. Alles klappt wunderbar, aber wir staunen nicht schlecht, als am Ende der Startbahn kein Meter Reserve mehr ist und wir über das Hochplateau auch mit nur gerade ein paar Metern Abstand fliegen. Auch die Felswand links ist wahnsinnig nahe. Offenbar ist das hier normal. Nach 30 Minuten landen wir sicher auf dem Flugplatz von Pokara und machen uns auf den Weg zurück in die Fishtail Lodge, wo unser Zimmer, das Gepäck und natürlich die Bikes warten. Der Trek war eines der Highlights unserer Reise und es hat gut getan, die Welt nicht nur auf 2 Rädern, sondern auch zu Fuss zu erkunden.

Am nächsten Tag gehts dann per Flugzeug weiter nach Delhi und Goa, dem letzten Teil unserer Reise. Wir wollen noch einige Tage relaxen und das Meer geniessen, bevor ich dann wieder zurück in die Schweiz fliege. Selbstverständlich steht auch der Taj Mahal noch auf unserem Programm.

Es waren tolle und erlebnisreiche Kilometer, egal ob auf dem Bike oder zu Fuss, hat Spass gemacht und war einfach wunderschön.

 

Nepal - Beeindruckende Landschaften und für viele ein harter Überlebenskampf

Nach zwei ruhigen und erholsamen Tagen im Last Resort sind wir wieder auf der Strasse und rollen Richtung Kathmandu. Wir haben uns dafür einen ganz speziellen Tag ausgesucht, denn in Nepal ist Feiertag "Happy Holy" und da wird man auf der Strasse in jedem Dorf, an jeder Ecke mit Wasserballons und Farbe beworfen. Eigentlich ein Brauch kleiner Kinder, was noch lustig wäre, weniger lustig wirds, wenn die Teenager leicht angetrunken einem die Farbe in grossen Mengen direkt ins Gesicht und die Augen werfen... Empfehlung: nächstes Mal einen Tag länger relaxen, ja nicht Velofahren an Happy Holy.

Gegen Mittag kommen wir in Dolalghat an, wo wir eine Gruppe Reiseveranstalter auf Besichtigungstour treffen. Wir trinken gemeinsam ein Bier und dann gehts für uns 1000m hinauf Richtung Dulikel (1500müM). Wir haben noch einen Hoteltip für ein richtig schönes Hotel bekommen und so brechen wir auf. Die Höhenmeter rollen nur so dahin und wir sind schon ziemlich überrascht, wie einfach uns dies fällt nach so vielen Tagen Tibet und Höhentraining. So kommen wir mit nur einer Pause nach 3 Stunden in Dulikel an und weil der Hoteldirektor einen Freund in Bern hat und unser Projekt toll findet, dürfen wir sogar zu einem supergünstigen Preis wunderschön übernachten. Das Beste ist auch das tolle Buffet am Abend, wo wir uns so richtig sattfuttern.... hmm in Nepal ist die Essenstechnische Abwechslung schon viel grösser.

Am nächsten Morgen rollen wir gestärkt Richtung Kathmandu, wo wir am späten Nachmittag problemlos eintreffen. Einziger Zwischenfall ist ein Unfall, an den wir heranfahren und Housi sofort erste Hilfe leistet, alle anderen stehen herum und keiner tut was, bis jemand den Anfang macht.

In Kathmandu haben wir wieder "unser" Zimmer im Hotel Ganesh. Trotzdem ist die Überraschung gross, als wir das Zimmer betreten, hier ist kräftig renoviert worden, frisch gestrichen, ein Fernseher und anstelle des eher durchgelegenen Bettes steht jetzt ein nigelnagelneues Bett da. Uns interessiert zuallererst die Dusche. Herrlich. Mit frischen Kleidern und einem Bärenhunger machen wir uns auf Richtung Tamel, dem Touriviertel von Kathmandu mit all seinen tollen Beizlis, Roof Top Bars und Bäckereien. Heute Abend gibts als Abschluss und Feier des Tages ein feines Essem im Dolce Vita - italienisch.

Die nächsten Tage geniessen wir im Tamel und es stimmt, was im Lonely Planet steht, hier kann man problemlos die Tage vorbeiziehen lassen. Am Morgen feines Frühstück in der Backery, Tee in der Roof Top Bar, feines Nachtessen und dann in irgendeine Bar mit Live Musik. Wir geniessen die Ruhe, surfen im Internet und machen Pläne für die nächste Etappe mitten durch Nepal.

Nach 4 Tagen brechen wir wieder auf. Wir haben am Abend zuvor kurzentschlossen eine tolle Lodge im Chitwan National Park reserviert und nehmen jetzt die wohl meistbefahrenste Strasse Nepals unter die Räder. Bald schon merken wir, dass hier ganz andere Gesetze gelten. Grundsätzlich ist es für nepalesische Verhältnisse kein Problem, dass ein Bus einen Lastwagen überholt, wenn auf der Gegenseite zwei Velos sind. So müssen wir uns für die nächsten x Kilometer nach hinten und vorne wehren, damit wir nicht von der Strasse gefegt werden. Auf dieser Strecke treffen zwei Engländer, die mit ihren Bikes von England unterwegs waren bis hierher nach Nepal. Ihr Ziel: Kathmandu. Spontan machen wir Pause und tauschen während mehr als einer Stunde Neuigkeiten, Infos und Erfahrungen aus. Dass man Reisevelofahrer trifft so mitten auf der Strasse ist doch eher selten. Die Geschichten sind superspannend. Abends finden wir einen tollen Zeltplatz am Fluss und geniessen die Ruhe, die Aussicht und natürlich eine kurze Erfrischung im Wasser. Dass dies in Nepal eine Seltenheit ist, erfahren wir einige Nächte später, als wir keinen abgeschiedenen Platz zum zelten finden und uns entschliessen wir in der Nähe eines Dorfes zu bleiben. Dort teilen wir innert Kürze unsere 10 Quadratmeter mit Zelt, 2 Velos und 40 Kindern. Jeder will genau sehen, wie der Kocher funktioniert, wir unser Essen zubereiten etc. .... Uff anstrengend.

Im Chitwan National Park angekommen, geniessen wir die tolle Landschaft und all die Aktivitäten. Frühmorgens brechen wir zu einem Buschwalk auf und am Nachmittag steht ein Spaziergang auf dem Rücken der Elefanten mitten durch die Bäume und Sträucher auf dem Programm. Ein Riesenerlebnis und das Highlight ist das anschliessende Elefantenbad. Die Dickhäuter baden fürs Leben gern und sobald sie mal im Fluss sind, kann man zu ihnen hinschwimmen und sich ihnen auf die Schultern setzen. Sofort fängt der Elefant an zu spielen und versucht, den unbekannten Gast wieder abwerfen oder spritzt ihm eine Ladung Wasser mit dem Rüssel ins Gesicht. Die Bilder sind zum lachen, aber definitiv nicht um fotografisch festzuhalten.... grins. Am nächsten Tag werden wir auf einer Wanderung durch den Busch nur zu zweit mit zwei Guides fündig und sehen unser erstes Rhino. Wir können uns ziemlich nahe heranpirschen, ständig bereit wegzurennen, sollte das Rhino sich entschliessen auf uns loszugehen. Die Fotos sind genial und das Erlebnis eindrücklich. Wesentlich weniger gefährlich ist die Situation als kurze Zeit später auch die Elefanten mit ihren Touris auf dem Rücken das Rhino entdecken. Wir gehen weiter.

Nach diesen paar Tagen Nationalpark sind wir wieder auf der Strasse Richtung Pokara und somit dem Trekkingmekka Nepals. Hier startet der berühmte Annapurna Trek. Im Ort angekommen entdecken wir die Fishtail Lodge, welche auf einer Landzunge gelegen ist und mit einem wunderschönen Garten einen herrlichen Blick auf die Berge bietet. Die Leute hier sind so freundlich, dass wir uns den Luxus leisten und hier 2 Tage bleiben. Wir entscheiden auch, dass wir lieber noch einen Trek machen wollen und uns dafür die flachen Velo-Kilometer nach Delhi schenken werden.

Gesagt getan: wir suchen im Ort nach einem grösseren Rucksack und kaufen Proviant ein. Die Kleider werden Express gewaschen und am nächsten morgen gehts los mit dem öffentlichen Bus nach Besisar, dem Anfang des Treks. Anfangs läuft alles gut, aber kurz vor dem Ziel geraten wir mit dem Bus mitten in eine Schlägerei von zwei Wahlparteien. Zwar kommt die Polizei nach ca. 10 Minuten, aber wir sind doch froh, als wir mit einem Jeep mitfahren können und so von diesem Ort wegkommen. Mitte Nachmittag können wir endlich unseren Trek starten.

 

Dienstag, 25.03.2008

Tashi Delek – 2x2 Räder in Tibet

Am Morgen des 1. März 2008 ist die Eingangshalle im Flughafen Kathmandu voll von Tibetern, Chinesen und einigen Westeuropäern. Irgendwo dazwischen türmt sich ein riesiger Gepäckberg mit zwei verpackten Velos, Velotaschen und Seesäcken. Housi und Moni (Moni ist während 2 Monaten auf der „cycle for water“-Tour dabei) warten auf den Flug nach Lhasa um das Abenteuer mit dem Velo von Lhasa auf dem Friendship Highway mitten durch Tibet über 1000km und vier 5000er Pässe nach Kathmandu zurückzufahren in Angriff zu nehmen.

Alles ist verstaut, ohne Übergewicht (man kann beim wägen auch den Fuss unterstellen) und bereits der Flug über den Himalaya ist ein Highlight. Die 8000er und der Mount Everest mit 8850m türmen sich nicht unter dem Flugzeug, sondern daneben! Das Wetter auf der tibetischen Seite ist wolkenlos und strahlend blau.

Die ersten Tage in Lhasa sind geprägt von der Höhenakklimatisation (liegt auf 3700m), der Besichtigung des Potala Plastes, dem offiziellen tibetischen Sitz des Dalai Lama sowie der Besichtigung der Klöster Drepung und Sera in der nahen Umgebung. Die Klöster und Paläste sind voll von Butterlampen und jeder Besucher hat entweder harte Butter im Plastiksack oder dann flüssige Butter in der Thermoskanne dabei um diese in die Lampen zu giessen und überall noch einen kleinen Geldschein als Opfer zu platzieren. In Tibet gilt, Butter ist für Buddha. In einem der Klöster erhalten wir auch einen Anhänger für die Velos als Schutz auf unserer Reise. Im Herzen von Lhasa können wir zum erstenmal die Niederwerfungen des Buddhistischen Glaubens beobachten und erfahren, dass als Einsteigerübung 111'000 Niederwerfungen gemacht werden (ihr Glaube lässt es aber durchaus zu, dass man am Beginnerlevel ein Leben lang hat).

Am Nachmittag suchen wir in einem chinesischen Supermarkt unsere Reiseverpflegung zusammen. Nicht ganz einfach, denn ihre Art Verpflegung ist schon sehr anders und ins Schmunzeln kommen wir bei der Wahl des Milchpulver, dies gibt es nämlich in allen Variationen und für alle Altersklassen ab Monaten bis hin zur Seniorenversion ;-). Nach einer letzten hervorragenden Lasagne am Abend in einem kleinen Café in Lhasa, wo wir niemand geringeren als Claude Marthaler (7 Jahre per Velo unterwegs) sowie Benny und Mandy (2 Jahre per Tandem unterwegs) treffen, geht’s am nächsten Morgen los in die weite, karge und herrliche Landschaft Tibets. Wir werden auf der ganzen Reise schönes Wetter haben, trockene aber kalte Luft sowie oftmals bis hin zu sturmartigem Wind (leider immer als Gegenwind).

Bereits am zweiten Tag steht der erste Pass an mit einer Höhe von fast 4900 Metern und die 1300 Höhenmeter zu fahren ist eine echte Herausforderung. Die anschliessende Zeltnacht auf 4500m ebenfalls. Damit uns aber bestimmt nichts passiert haben wir ein weidendes Yak (typisches zotteliges tibetisches Gebirgsrind das nur in grossen Höhen leben kann) als Wächter.

Die nächsten Tage rollen wir ohne Probleme nach Shigathse, die zweitgrösste Stadt in Tibet und ca. in der Mitte unserer Strecke. Hier müssen wir unser 10 tägiges Gruppenvisum verlängern was sich als echtes Problem herausstellt, denn leider haben wir ein falsches Visum aufgrund nicht korrekter Infos von Baumeler Reisen, Schweiz und vor allem schlechter Beratung von Herritage Tours, ihrem lokalen Partner in Nepal. Die chinesische Polizei ist allerdings äusserst hilfsbereit und weist uns nicht direkt aus dem Land sondern lässt den tibetischen Travel Agent aus Lhasa unverzüglich anreisen. Resultat: wir dürfen mit einem Jeep der Agentur als Babysitter weiterreisen, was uns einen stolzen Betrag und viel Ärger kostet. Trotzdem geniessen wir die zwei Tage Shigatse mit einem warmen und verhältnismässig superkomfortablen Hotelzimmer. Wir geniessen die lokale Küche mit Nudelsoup (chinesisch) und Momos (tibetisch) und wenn die Karte wie fast überall nicht in Englisch verfügbar ist, dann führt man uns durchs Restaurant, wir lesen vom Tisch des Nachbarn aus oder erhalten in der Küche vordemonstriert, was der Koch uns aufzutischen gedenkt – jedes Mal superlecker. Hier in Shigatse erfahren wir auch das erste Mal per Internet und SMS von zuhause von den Unruhen in Tibet und Lhasa. Wir können nur sagen, wir haben davon vor Ort nichts mitbekommen, ausserhalb von Lhasa war es ruhig und die Tibeter sowie die chinesische Polizei und das Militär waren zu jeder Zeit Touristen gegenüber freundlich und hilfsbereit. Anders als die traurigen Ereignisse in Lhasa.

Aus Shigatse raus stehen wir schon bald am Fuss des höchsten Passes Lalung La mit 5257m und 1400 Höhenmetern zu fahren. Dies fällt uns nach dem andauernden Höhentraining auf 4000m und höher wesentlich einfacher. Viel schwieriger macht es uns der sturmartige Gegenwind bei der Abfahrt und so zelten wir auf 4800m bei Aussentemperaturen von minus 16 Grad und minus 9 Grad im Zelt. Dank dem hervorragenden Material von Swissfunrent (www.swissfunrent.ch) und der tollen Beratung von Tinu Bühler ist auch das für uns kein Problem, obwohl wir sogar im Zelt Schnee auf dem Schlafsack hatten (ich war froh um jedes Grad Wärme von meinem Schlafsack, danke Tinu! – Moni).

Ein weiteres Highlight ist der erste Blick auf den Everest und all seine Kollegen drumherum bei der weiteren Abfahrt vom Lalung La. Natürlich machen wir Fotos. Unten im Tal geht’s weiter nach Lathse, Tingri, Gurtso wo wir in den Genuss von immer typischeren tibetischen Guesthouses und vor allem ihrer Art zu leben kommen. Anfangs gibt es Hotelzimmer mit Bad, aber kein fliessend Wasser, Dusche gibt’s schon seit Tagen nicht mehr und am Ende dann ein richtiges tibetisches Zimmer mit den dicken, schweren Decken, einer Thermoskanne mit heissem Wasser und einem einzigen Raum der warm ist, nämlich dort wo der Ofen steht. Hier wird gekocht, gegessen, ferngesehen (liebste Abendbeschäftigung) und auch geschlafen. Wir bekommen jeweils hausgemachte Nudelsoup mit Tsampa (tibetischer Brotteig). Fast jeden Abend füttert Housi die typisch tibetischen Wuschelhunde mit getrockneten Papaya und ist nur schwer davon abzubringen einen davon mit nach hause zu nehmen.

Als Abschluss steht ein Doppelpass mit Höhen von jeweils über 5000m an. Auf der inzwischen nicht mehr geteerten Strasse klettern wir auf den ersten rauf und übernachten in der Senke zwischen den beiden Passhöhen in einem Arbeitercamp. Das Highlight des Tages ist unser eigener tibetischer Ofen im Zimmer, wo wir nach ihrer Art Wasser kochen, die Thermoskannen füllen und dann auch unser Essen zubereiten. Am nächsten Morgen hält uns die Wärme nicht im Bett, denn wir klimmen auf den letzten Pass hinauf und schon nach 15 Minuten rollen zeigt sich uns eine gigantische Kulisse des Himalaya und einigen seiner 8000er. Mit jedem Höhenmeter wachsen sie und kommen näher, die Sonne strahlt und nur die Kälte ist etwas spürbar. Nach knapp 1.5 Stunden stehen wir oben auf der Passhöhe und geniessen den Ausblick auf die riesigen Gipfel – einfach traumhaft. Der ganze Platz ist wie üblich voll von Gebetsfahnen und weissen Schals, die geopfert werden und auch die Jeeptouristen können diesen tollen Moment für uns nicht trüben, auch wenn wir an der Kälte warten müssen, damit wir keine Jeeps auf den Fotos haben.

Die Abfahrt und dann Weiterfahrt nach Nyalam und Richtung nepalesische Grenze gestaltet sich aufgrund der extrem schlechten Strasse und sogar Schnee und Eis immer schwieriger. Wir kommen innerhalb von 2 Tagen nach mehr als 2 Wochen auf 4000m und höher auf eine Höhe von unter 2000m. Die Landschaft ändert sich komplett, grünes Gras, Bäume, Früchte und unsere Winterkleidung wechselt auf Bermudas und T-Shirt. Die Ausreise aus Tibet nach Nepal stimmt uns etwas traurig, einerseits das riesige Tor an der Grenze, das inzwischen geschlossen ist, denn rein kommt keiner mehr und andererseits die schöne und eindrückliche Zeit auf dem Dach der Welt. Wir haben die 1000km fast geschafft, hatten keinen einzigen technischen Defekt, tolles Material, viele freundliche und herzliche Begegnungen, eine gigantische Berglandschaft und nicht zuletzt eine riesige sportliche Herausforderung erlebt. Am Abend treffen wir im Last Resort, einer Zeltlodge im Borderland ein – endlich, die etwas spärliche und nur lauwarme Dusche ist wie Himmel auf Erden. Wir legen hier einen Ruhetag ein und rollen an den nächsten zwei Tagen weiter nach Kathmandu, dem Ende dieser Etappe.

Sonntag, 24.02.2008

Quer durch Indien und Nepal

Nach den ersten 1'100km befinde ich mich nun in Daman, einer wunderschönen Hill Station eine Tagesetappe vor Kathmandu. Ausser einer gebrochenen Speiche am Hinterrad verlief dieser erste Teil der Reise ohne Probleme. Der Weg führte mich an verschiedenen Highlights vorbei, so zum Beispiel Varanasi, Bodh Gaya, Darjeeling und nicht zuletzt die Terai-Ebene in Nepal.

Varanasi, die heiligste aller Städte für die Hindus. Seit jahrtausenden strömen Pilger des ganzen indischen Subkontinents hierher in diese uralte Stadt um beim allmorgendlichen Bad im Ganges von den Sünden befreit zu werden oder durch die Totenverbrennung den ewigen Kreislauf der Wiedergeburt zu durchbrechen. Diese Verbrennung lässt sich mit ca 3'000 Rupies (ca. CHF 100) erkaufen. Allerdings kann nicht jedermann verbrannt werden. So Zum Beispiel Unfallopfer, Neugebohrene, Heilige, Menschen die an einem Schlangenbiss gestorben sind, usw. Niemand wird behaupten Varanasi sei eine schöne Stadt, aber mit all den Heiligen, Pilger, Bettler, Ghats, Verbrennungsstätten ein wahrhaft eindrücklicher Platz zum Verweilen. In der Nähe befindet sich auch Sarnath, die Stätte an der Buddha nach seiner Erleuchtung seine erste öffentliche Predigt hielt.

Weiter ging's auf einer stark befahrenen Nationalstrasse die nach Kalkutta führt. Nach 220km zweigte mein Weg links weg nach Bodh Gaya, dem weltweit heiligsten Ort für Buddhisten. Unter dem Bohdi-Baum direkt neben dem wunderschönen Mahabodhi-Tempel erlangte Buddha 483 vor Chr. Nach siebentägigem Meditieren seine Erleuchtung. Hier in Bodh Gaya herrscht eine echte religiöse Atmosphäre und es ist auch als Nicht-Bhuddist eindrücklich, all diese von den verschiedenen buddhistischen Nationen (Thailand, Japan, Myanmar, Tibet, usw) erstellten Tempel zu besuchen und die Ruhe zu geniessen.

Nach weniger spannenden Kilometer durch den Bundesstaat Bihar, dem eigentlichen Armenhaus Indiens beginnt in Siliguri der Anstieg nach Darjeeling, einem der wichtigsten Tee-Lieferanten der Welt. Interessant ist, dass etwa fünfmal soviel Tee als Darjeeling-Tee verkauft wird als da oben auf gut 2100 Meter über Meer überhaupt produziert werden kann. Tja, vielleicht sollte auch hier ein regionales Gütesiegel eingeführt werden, um dem Missbrauch des Namens und der Irreführung der Konsumenten ein Ende zu setzen. Nach 81km und ca. 2000 Höhenmeter erreichte ich anch 11 Stunden müde aber zufrieden ein gutes Hotel und blieb einige Tage in dieser wunderschönen Gegend. Schade war allerdings dass wegen Unabhängigkeitsbemühungen gestreikt wurde. Somit waren fast sämtliche Sehenswürdigkeiten geschlossen und auch der bekannte Toy train fuhr nicht. Wegen dem dunstigen Wetter konnte man auch das Himalaya-Gebirge mit dem Kanchenjunga, dem dritthöchsten Berg der Welt nicht sehen. Ich bin aber sicher, dass ich vor allem auf dem Abschnitt von Lhasa (Tibet) nach Kathmandu noch genügend Achttausender zu sehen bekomme.

Wieder unten im Tal überquere ich die nepalesische Grenze und fahre während 5 Tagen mehr als 480km auf dem Mahendra-Highway, der Hauptverkehrsachse durch die fruchtbare Terai-Ebene. Diese Region ist der sanfte Übergang von der Ganges-Ebene zum Himalaya und beinhaltet unteranderem den bekannten Royal Chitwan National Park. Highway tönt nach Lärm, Abgas und viel Verkehr.. Weit gefehlt J Auf Grund eines Generalstreiks war das Fahren von Motorfahrzeugen verboten und die Fussgänger und Velofahrer waren für einmal Herren der Strasse.

Hier schnell einen kurzen Überblick über die Kommunikation mit indischen und nepalesischen Jugendlichen die auf dem Fahrrad nebenherfahren:

WHEREAREYOUFROMWHEREAREYOUGOINGWITCHCOUNTRYWHATSYOUR
NAMEWHATSYOURSALARYAREYOUMARRIEDHOWMANYCHILDRENGIVE
ME10RUPISGIVEMESCHOOLPENONEDOLLAR..BYEBYE

So, morgen starte ich zur letzten Etappe auf dem Weg nach Kathmandu und melde mich wieder mit Neuigkeiten vom Reiseabschnitt Tibet.

Ich möchte es nicht unterlassen, all den Sponsoren zu danken die bis jetzt unser Projekt so grosszügig unterstützen. 70% ist schon finanziert und ich bin sicher, wir schaffen zusammen die restlichen 30% auch noch.

Herzliche Grüsse aus Nepal...

 

Mittwoch, 06.02.2008

Besichtigung des Projekts "Organic farming" in der Region Nagpur, Indien
Das Projekt wird von der lokalen Hilfsorganisation Dharamitra durchgeführt. Diese NGO besteht aus einigen wenigen, im Bereich Chemie (Kompostieren, Bodenbeschaffenheit usw.) und Landwirtschaft gut ausgebildeten Fachleuten und diversen Mitarbeitern in den verschiedenen Dörfern und leistet hervorragende Arbeit.

Nebst der Betreuung der einzelnen Projekte betreibt die NGO eine Papierfabrik, die aus Bananenblättern und Altpapier verschiedene Papierarten herstellt. Auch werden auf dem Versuchs-Bauernhof diverse Nahrungsmittel z. B. Konfitüre, Honig und Gemüse hergestellt und verkauft. Diese Einnahmen werden für den Betrieb der NGO verwendet, so dass die gesammelten Spendengelder zum allergrössten Teil den Projekten zukommen.

Das Projekt das wir mit unserer Tour "cycle for water 2008" finanzieren ist ein Ausbau eines gut angelaufenen Projekts. Im Moment beteiligen sich über 1'000 Kleinbauern in 19 Dörfern daran und die finanzielle Situation eines jeden hat sich drastisch verbessert. Dadurch ist es den Bauern möglich, innert drei Jahren nach der Umstellung, den Lebensunterhalt für die Familie ohne jährliche Kredite zu finanzieren. Diese Kleinkredite mit Zinsen bis zu 60% trieben die Bauern in den Ruin und oftmals endete eine solche Situation mit dem Selbstmord des Familienoberhaupts.

Ich hatte im Rahmen meines dreitägigen Besuchs die Gelegenheit die verschiedenen Vorteile des "organic farming", sprich des Bearbeiten des Bodens ganz ohne chemische Hilfsmittel, eingehend zu besichtigen.

Wichtige Bestandteile sind das Verzichten auf chemische Dünger, natürliches Saatgut, das Wassermanagement auf den Feldern, ein Lager mit Getreidesamen und die Unterstützung von sogenannten "kitchen gardens" für jede Familie.

Dies sind keine neuen Erkenntnisse. Aber es gilt, diese verschiedenen Kenntnisse zu sammeln, zu verbessern, allen Bauern zugänglich zu machen (Schulungen auf dem NGO-eigenen Versuchs-Bauernhof) und dann, mittels einer vorgängigen Analyse der Bodenbeschaffenheit durch die NGO, auf den einzelnen Betrieb abzustimmen.

Bauernhof
Hier wird mit verschiedenen Bepflanzungen, wie Koriander, Pfeffer, Getreide, Bohnen, verschiedene Kohlarten, Eierpflanze, Soja, Chili, Zwiebel usw., der Anteil der Mineralien deutlich gesteigert und innert drei Jahren ist so ein viel höherer Ertrag ohne den Erwerb von teurem chemischen Dünger möglich.

Es werden kleine farbige Blumenfelder zwecks Anziehen der Insekten angepflanzt. Dadurch sind die eigentlichen Felder schädlingsfrei und die Blumen können verkauft werden. Durch das Pflanzen von Bäumen in und um die Felder sinkt die Temperatur und die Vogel fühlen sich wohl. Auf die Frage, ob denn die Vögel nicht das Getreide fressen, antworteten die Bauern, dass der Vogelkot und das Fressen der Insektenlarven viel wichtiger ist als ein paar fehlende Körner.

Mit einem ausgeklügelten Graben-System wird das Wasser gleichmässig auf dem Feld verteilt. Gleichzeitig wird verhindert, dass das Wasser bei starkem Regen (Monsun) einfach abfliesst. Falls trotzdem zuviel Regen fällt, wird das überzählige Wasser in einem grossen Loch gespeichert und so verlässt kein Tropfen den Hof.

Küchen-Gärten
Ziel der Küchengärten (bis zu 100 m 2 ) ist es, die Ernährung vielseitiger zu gestalten, und so Krankheiten und Mangelerscheinungen in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig ist der Verkauf von Gemüse eine weitere Einnahmequelle für die Familie. Es werden bis zu 21 verschiedene Kräuter, Früchte und Gemüsesorten angepflanzt. Dies geschieht natürlich mit den gleichen Techniken, und einer vorgehenden Analyse des Bodens, wie auf einem Bauernhof.

Samenlager und gemeinsames Bankkonto
Sollte es trotzdem zu Engpässen kommen, vor allem in der Anfangsphase, so sorgt das durch die Frauen verwaltete gemeinsame Konto (jede Familie bezahlt einen kleinen Betrag von einigen Rappen monatlich auf das Konto) und das Samenlager für eigene kurzfristige Hilfsmöglichkeiten. Die Samen, die bezogen werden, müssen nicht mit Geld bezahlt werden. Sie werden einfach nach der Ernte, die ja durch die oben erwähnten Massnahmen grösser wird, mit einem Zuschlag von 20% zurückgegeben. So ist es für die Bauern nicht nötig, Kredite von irgendwelchen dubiosen Kreditgebern aufzunehmen.

Ich hatte die Möglichkeit, mit verschiedenen Bauern mittels Dolmetscher zu sprechen und alle bestätigten mir den Erfolg dieses Programms. Durch die Mund-zu-Mund-Propaganda beteiligen sich immer mehr Bauern an diesem Projekt und so sind weitere finanzielle Mittel nötig, die durch unsere Tour "cycle for water 2008" gesammelt werden.

Freitag 25.01.2008

Am Tag der Abreise

Wir wünschen dir alles Gute Housi!